Ironman Nizza: Kapitel 3 – Begegnung mit Emma

11 Wochen vor dem Start in Nizza bin ich Emma begegnet. Wer Emma ist? Emma ist mein Schutzengel und ich traf ihn auf meiner gestrigen Radausfahrt.
Bei herrlichem Wetter wollte ich am Abend noch 2 Stunden locker mit dem Triathlonrad fahren, dann Schwimmen gehen und mich anschließend mit Gitta in Saarlouis treffen.
Meine Radtour endete jedoch jäh bereits nach 30 Minuten.  Von Rammelfangen fuhr ich über Niedaltdorf und Neunkirchen bis Schwerdorff und wollte dann nach Otzwiller. In Schwerdorff geht es recht steil bergab und nach Überquerung einer kleinen Brücke in eine scharfe Linkskurve, die ich schon zigmal gefahren bin. Dieses Mal war ich jedoch zu schnell, oder einfach nur zu dumm bzw. unkonzentriert. Mit relativ hohem Tempo konnte ich in Triathlonposition noch die Brücke überqueren, dann jedoch wurde der Kurvenradius immer enger. Am Rand der Fahrbahn sah ich schon den Rollsplit und wußte eigentlich sofort, dass es diesmal gefährlich  werden würde. Für mich war innerhalb einer Sekunde klar, dass ich es nicht mehr schaffen würde aus der Liegeposition zu den Bremsgriffen zu gelangen und noch in der Kurve abzubremsen. So blieb mir nur die Wahl unten zu bleiben und so zu versuchen ohne Sturz durch die Kurve zu kommen. Immer enger wurde die Kurve, immer mehr näherte ich mich dem Rollsplit, musste aber gleichzeitig versuchen, eine stärkere Kurvenlage einzunehmen, da ansonsten die Fliehkräfte zu stark wirken würden. Es war eine Sache von Sekundenbruchteilen, in denen die physikalischen Gesetzmäßigkeiten die Oberhand bekamen, mein Hinterrad wegrutschte, ich mit den Ellbogen von den Armauflagen abglitt und schließlich aus der Kurve flog.
Ich spürte zunächst den  Aufprall mit dem Kopf, der durch meinen Helm glücklicherweise gemindert wurde und gleichzeitig einen starken Schlag im Bereich des Nackens. Danach lag ich im Straßengraben und dachte, dass ich nun wohl als nächstes ohnmächtig werden würde und es dann möglicherweise mit mir vorbei wäre.  Große Schmerzen verspürte ich jedoch zunächst nicht. Als die Ohnmacht dann nicht eintrat, versuchte ich mich zu  orientieren und zu sammeln. Komischerweise hatte ich den Eindruck, dass mein rechter Arm viel zu weit von meinem Körper entfernt sei. Beim Versuch, den Arm zu bewegen, musste ich mit Erschrecken feststellen, dass Arm und Hand völlig gefühllos und bewegungsunfähig waren. Der ganze Arm schien auf einmal nicht mehr zu mir zu gehören und hing wie tot an mir herab. Ich musste sofort  eine schwerwiegende Verletzung annehmen  und befürchtete das Schlimmste. Nach kurzer Zeit kehrte jedoch bereits wieder etwas Gefühl in meinen Arm zurück und ich konnte ihn wieder bewegen.
Im Straßengraben sitzend überdachte ich meine Situation und trank erst einmal aus meiner Radflasche, die sich in weitem Bogen verabschiedet hatte.  Inzwischen hatte ich bereits registriert, dass Arme und Beine wohl nicht gebrochen waren und der Radhelm schlimmere Folgen für den Kopf verhindert hatte. Am schlimmsten waren nun die Schmerzen im Bereich des Nackens und des Rückens, die ich jedoch als Prellung einstufte.
Da mein Rad nicht mehr fahrbar war, humpelte ich bis zur nächsten Ortschaft und rief von dort meinen Sohn an, der mich auch gleich nach Hause fuhr. Am Abend war ich dann mehr oder weniger bewegungsunfähig und verbrachte eine schlaflose Nacht.
Heute stellte ich mich mit meinen Verletzungen in der Ambulanz der St. Elisabeth-Klink vor. Als schwerste Verletzung wurde ein Deckplatteneinbruch im Bereich des 8. Brustwirbels diagnostiziert. Dieser erfordert ca. 5 Wochen Schonung. Die Prellungen und Schürfwunden, sowie ein blaues Auge sind eher harmlos.
Ich glaube, dass Emma und mein Helm mich gerettet haben, denn dieser Unfall hätte durchaus noch schlimmer ausgehen können.
Momentan habe ich bei jeder Bewegung Schmerzen  und an richtiges Training ist in der nächsten Zeit sicher nicht zu denken. Ich bin jedoch froh, dass ich noch lebe und meine Extremitäten wieder bewegen kann.  Mit Emma habe mich demnächst zum lockeren Schwimmen und zum Aquajogging verabredet.

Dieser Beitrag wurde unter Projekt "Cologne 226" im Jahr 2010, Triathlon veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

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